Nachdem ich schon einige Zeit auf Gluten verzichtet hatte, habe ich einen Unverträglichkeitstest gemacht. Ich war neugierig geworden und wollte wissen, ob ich denn noch mehr Unverträglichkeiten habe. Das Ergebnis war für mich schockierend. Ungefähr alle Lebensmittel, die ich in dieser Zeit gerne gegessen habe, schlugen an. Von diversen Früchten, welche ich regelmäßig als Smoothie getrunken habe, erschienen auch sämtliche Milchprodukte wie Joghurt, Milch, Käse auf der roten Liste. Gluten war lustigerweise nicht dabei. Ich habe mittlerweile verstanden, dass, wenn der Darm sehr durchlässig ist und sich in einem schlechten Gesamtzustand befindet, bei solchen IgE Antikörpertests ungefähr alles anschlägt, was man zu sich nimmt. Diese Erfahrung durften auch schon andere Menschen in meinem Umfeld machen. Da ich bereits auf Gluten verzichtete, schlug dieses daher auch nicht beim Test an. Das aber nur am Rande.
Ich stand also der großen Herausforderung, zusätzlich zu Gluten also auch auf Milchprodukte jeder Art zu verzichten. Zufällig bin ich auf die liebe Julia Schultz gestoßen, welche sich auf PCOS spezialisiert hat. Ich habe ihr Buch und ihren Podcast verschlungen. Auch ihre Empfehlung war/ist es, bei Hormonstörungen auf Gluten und auf Milchprodukte zu verzichten. Ihr Buch und auch ihre Hormonfood Kochbücher waren meine Rettung. Ich hatte also jede Menge gluten- und milchfreie Rezepte zum Ausprobieren, welche mir den Umstieg erheblich vereinfachten.
Warum aber regieren so viele Menschen auf Milchprodukte? Meist denken wir in erster Linie an eine Laktoseunverträglichkeit. Dies ist jedoch häufig gar nicht das Problem, weshalb wir ein Unwohlsein beim Konsum von Milchprodukten verspüren oder sonstige Magen-Darm-Probleme bekommen.
Es liegt viel mehr an dem in Milchprodukten enthaltenen Milcheiweiß, dem sog. Kasein. Kasein, wie auch Laktose, ist schwer verdaulich. Der Körper benötigt viel Energie, um es zu verarbeiten. Diese Energie muss jedoch erst einmal vorhanden sein. Wird Kasein nicht vertragen und dennoch konsumiert, kommt es zu einer Überreizung des Immunsystem. Ist der Darm bereits geschädigt, so können größere Essensmoleküle in den Blutkreislauf gelangen. Unser Immunsystem erkennt diese dann als Eindringlinge und schlägt Alarm. Es entstehen stille Entzündungen im Körper, welche wir von außen nicht wahrnehmen. Dies wiederum beeinflusst unsere Nebennieren und die Schilddrüse, denn der Körper lenkt nun seine Energie auf die Verdauung und nicht darauf, dass wir uns energiegeladen und fit fühlen. Unser Körper ist also ständig in Alarmbereitschaft und kämpft gegen sich selbst.
Verstärkt wird die Unverträglichkeit noch durch die hohe Verarbeitung von herkömmlichen Milchprodukten. Homogenisierung und Pasteurisierung sind Methoden der Haltbarmachung. Dadurch wird das Kasein für den Körper noch unbekannter und er fährt seine Schutzmechanismen der Abwehr erst recht hoch. Aufgrund der Getreidefütterung von Kühen weist industriell gefertigte Milch zudem viele Lektine auf, was wiederum zusätzlich entzündungsförderlich ist. Von dem hohen Anteil an Wachstumshormonen, anderen Hormonen und Medikamenten ganz zu schweigen.
Hat man den Verdacht auf stille Entzündungen, leidet an Hormonstörungen oder fühlt sich ingesamt nicht besonders fit, empfiehlt es sich auf jeden Fall neben Gluten erst einmal auch Milchprodukte wegzulassen. Dadurch kann sich der Darm beruhigen und der Körper kann sich auf die eigene Regeneration konzentrieren.
Meine Neurodermitis konnte ich allein dadurch etwas beruhigen und mein Zyklus fing langsam an aus seinem Dornröschenschlaf zu erwachen. Denn unter ständigem Stress fokussiert sich der Körper allein auf das Überleben. Eine schöne Haut oder ein gut funktionierender Zyklus sind dafür zweitrangig und nicht notwendig, um das „Überleben“ zu sichern. Mein Körper fing nun durch die entlastende Ernährung langsam an, sich zu beruhigen und seine Energie auf Heilung zu verwenden.
Fühlt man sich gestärkt und ist der Darm erholt, so kann versucht werden, sich an besser verträgliche Milchprodukte heranzutasten, wie Milchprodukte von Schafen oder Ziegen, A2 Milch (leichter verdauliches A2 Kasein) sowie unverarbeitete Produkte aus Rohmilch (z.B. Rohmilchkäse) oder Rohmilch an sich. Auch hier ist unbedingt auf Bio zu achten, um die anderen Belastungen aus Produkten konventioneller Haltung zu vermeiden.
Übrigens kann Ghee (Butterfett) bei einem grundsätzlichen Verzicht auf Milchprodukte weiter konsumiert werden, da es von Natur aus weder Laktose noch Kasein enthält. Wird Laktose vertragen, muss auch auf Butter nicht unbedingt verzichtet werden, da dieser nur sehr geringfügig Kasein enthält und häufig vertragen wird.
Quellen:
Katia Trost, Wege aus der Hormonfalle, Intoleranzen und Allergien, 1. Auflage 2019;
Julia Schultz, Leben mit dem PCO Syndrom, 1. Auflage 2020;
Dr. Simone Koch, Autoimmunhilfe, 2020