Auswirkungen von Nicht-Kontakt

Eltern am Smartphone beachten Kind nicht

Kontakt ist das Fundament für Entwicklung. Babys sterben ohne Kontakt. Friedrich II von Hohenstaufen wollte die Ursprache entdecken und machte dazu ein grausames Experiment.

(Eberhard Horst, 1975): “Der Kaiser wollte die ursprüngliche Sprache der Menschheit herausfinden. Deshalb ließ er einige neugeborene Kinder ihren Müttern wegnehmen und an Pflegerinnen und Ammen übergeben. Sie sollten den Kindern Milch geben, dass sie an den Brüsten saugen könnten, sie baden und waschen, aber keinesfalls mit ihnen kosen und zu ihnen sprechen. Er wollte nämlich untersuchen, ob sie (nach ihrem Heranwachsen) die hebräische Sprache sprächen, die älteste, oder die griechische oder die lateinische oder die arabische oder aber die Sprache ihrer Eltern, die sie hervorgebracht hätten. Aber er mühte sich umsonst, weil alle Kinder starben … Denn sie können ohne das Patschen und das fröhliche Grimassenschneiden und die Liebkosungen ihrer Ammen und Ernährerinnen nicht leben.”

Baby brauchen daher Kontakt. Aber damit nicht genug. Echter Kontakt wie beispielsweise Resonanz und Reaktion auf ihr Verhalten, zeigen einem Baby erst, dass es ein Jemand ist. Ohne Kontakt entsteht keine Empathie und damit kein Selbst. Menschen, die als Erwachsene eine große Leere oder Traurigkeit empfinden, haben womöglich in den ersten Lebensmonaten keinen Kontakt erfahren, der ihnen etwas zurückgegeben hat. Erfahren Kinder also keine Empathie, kann sich kein stabiles Selbst bilden. Kinder benötigen in den ersten fünf Jahren viele Anregungen und Aufgaben, an denen sie wachsen können. So werden im Gehirn eines Kindes viele Gene für Nervenwachstumsfaktoren aktiviert und lassen das Gehirn dieses Kindes wachsen. Wird ein Kind aber vernachlässigt und erfährt keinen Kontakt, so bekommt es keine emotionale Zufuhr und erlebt keine Fürsorge. Die Stress-Gene werden aktiviert und das Kind hat das Gefühl, nicht gut genug zu sein und nicht gemocht zu werden.

Ein weiterer Versuch erfolgte 1962 mit Rhesusaffen durch Harry Harlow, einem amerikanischen Psychologen. Harry Harlow trennte dazu Rhesusaffen von ihrer Mutter und ersetzte die Mutter durch Stoff- oder Drahtattrappen. Die Stoffattrappe gab zwar keine Nahrung, war jedoch mit weichem Plüsch gepolstert. Die Drahtattrappe spendete Milch, die in Flaschen auf Brusthöhe angebracht war. Durch seine Studien zeigte Harlow, dass Säuglingsaffen Stoffsurrogate deutlich und konstant bevorzugten, im Gegensatz zu ihren Draht-Surrogaten, welche Nahrung lieferten.

Harlow fand heraus, dass die soziale Isolation irreversible Auswirkungen auf die spätere soziale Anpassung hatte. Die Schwere der späteren sozialen Einschränkungen hing dabei von der Dauer und dem Grad der sozialen Isolation ab. Im Rahmen der Studien wurde herausgefunden, dass die Rhesusaffen eine Bindung zur Stoffattrappe aufgebaut hatten.

Das Experiment sorgte für grundlegend neue Erkenntnisse in der Psychologie. Zur damaligen Zeit war der Behaviorismus führend. Man ging davon aus, dass jedes Verhalten anerzogen ist und zwar durch Strafe oder Belohnung. Die Psychologie ging davon aus, dass Babys nur deshalb an ihre Mütter oder Pflegepersonen gebunden seien, da sie über diese mit Milch bzw. Nahrung versorgt und somit „belohnt“ wurden. Die Erkenntnisse der damaligen Auffassung beruhten wiederum auf Versuchen mit Ratten und Hunden.

Wir sehen also wie wichtig Kontakt für die Entwicklung eines Menschen ist und damit zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen zählt. 

 

 

Quellen: 

https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/waisenkinderversuche/16645: 

 Stangl, W. (2022, 24. Juli). Theory of Mind, Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik: https://lexikon.stangl.eu/511/theory-of-mind

https://www.philosophie-wissenschaft-kontroversen.de/details_psychologie.php?id=2120194&a=$a&autor=Harlow&vorname=Harry&thema=Experimente

Herbert Renz-Polster, Kinder verstehen, Kapitel „Das neue Bild von Bindung“, S. 252

 

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