PCOS -
Meine persönliche Erfahrung

Geli mit Hund

Viel zu selten sprechen wir über die Dinge, die in unserem Inneren vorgehen. Ganz besonders ist das der Fall, wenn es um hormonelle Störungen geht. Das möchte ich ändern, denn es sind so viel mehr Frauen davon betroffen, als wir so denken. Schweigen führt uns hier nur zu einer Tabuisierung des Themas. Es wird Zeit, dies zu ändern und stattdessen aufzuklären. Daher möchte ich meine Geschichte mit euch teilen. 

Vor über 3 Jahren habe ich die Pille abgesetzt und zum ersten Mal in meinem Leben mit über 30 Jahren mich mit dem weiblichen Zyklus auseinandergesetzt. 

Dass etwas nicht mit mir stimmte, wusste ich schon lange. Schon in der Pubertät wartete ich sehnsüchtigst auf meine Periode. Alle um mich herum hatten bereits ihre Blutungen jeden Monat und ich wartete. Und wartete. Nichts passierte. 

An meinem 16. Geburtstag war es dann endlich soweit. Ich hatte meine Periode bekommen. Wenig erfreut über den Zeitpunkt, denn schließlich hatte ich ja eine Party geplant, nahm ich das Ereignis dann so hin. Zumindest war ich beruhigt, dass nun auch ich eine „Frau“ war und ging fest davon aus, dass ich ab jetzt regelmäßig bluten würde. Naja, oder auch nicht. Denn es passierte wieder lange gar nichts. Von meinen Zyklusbeschwerden erzählte ich niemanden. Warum auch? Ich wollte nicht, dass jemand weiß, dass etwas nicht mit mir stimmt. Jede Menge Scham war damit natürlich auch verbunden. 

Mit 17 wollte ich dann unbedingt die Pille haben und ging deshalb auch zum Frauenarzt. Die Frauenärztin verschrieb mir die Pille damals natürlich sofort auf meinen eigenen Wunsch. Das Problem der ausbleibenden Periode war so für mich gelöst, denn ich hatte ja nun regelmäßig meine Abbruchblutung. Erst später durfte ich lernen, dass die Blutung am Ende des Pillenzyklus keine echte Monatsblutung ist, sondern eine Abbruchblutung, die nichts mit der natürlichen Periode zu tun hat. Für mich war jedenfalls das Symptom ausbleibende Periode gelöst und mehr wollte ich dazu auch nicht wissen.

Mit über 30 war ich nun also wieder mit meinem Zyklus konfrontiert. Ich spürte, dass die Pille mir nicht mehr gut tat und ich immer mehr körperliche Symptome hatte. Zum Schluss blieb sogar meine Abbruchblutung immer häufiger aus, so dass dann selbst ich, die viel Ignoranz ihrem eigenen Körper gegenüber aufbringen konnte, ins Grübeln geriet. Ich fing an die Pille immer öfter zu vergessen und kam dann zu dem Schluss, dass es so nicht mehr weitergehen könne und ich etwas ändern müsse. Kurzum, ich setzte die Pille ab und wartete mal wieder. 

Erneut blieb meine Periode und damit einhergehend ein Eisprung aus. Diesmal wartete ich allerdings nicht so lange, wie in meiner Jugend, denn ich wollte nun wissen, was eigentlich los war.  Nach einigen Monaten wagte ich den Gang zum Frauenarzt. Es folgten Ultraschall und Blutbild meiner Hormone. Am Ultraschall konnte man Zysten, oder besser gesagt Eibläschen um den Eierstock sehen. Meine Hormone im Blut waren auch auffällig, ein Überschuss an männlichen Hormonen erkennbar. Ich erhielt deshalb einen Anruf meiner Frauenärztin. Alles würde auf PCOS hindeuten.

Ein Schock für mich. Ich – zu viele männliche Hormone? Wie konnte das sein? Ich nahm mich als durchaus sehr weiblich war. Ich fing an, mich näher mit dieser Diagnose zu beschäftigen. 

PCOS ist eine Störung des Hormonsystems. Der Name kommt daher, dass sich Zysten um die Eierstöcke legen. Wobei ich Zysten nicht für den richtigen Ausdruck halte. Letztendlich sind es Eibläschen, bzw. Eifollikel, die nicht ganz herangereift sind und klein geblieben sind und sich wie eine Perlenkette um den Eierstock legen. Häufig bleibt die Periode aus oder der Zyklus ist stark verlängert. Damit geht häufig Unfruchtbarkeit einher. Auch Akne, Haarausfall, Hirtuismus (Vermännlichung des Erscheinungsbildes), Angstzustände und Depressionen können Symptome sein. 

Hirtuismus, also männliches Erscheinungsbild, wie Damenbart und verstärkt männliche Behaarung hatte ich nicht. Übergewicht, oft einhergehend mit Insulinresistenz, all das hatte ich nicht. Ich war ratlos. Alle typischen Symptome von PCOS hatte ich nicht. Außer natürlich den auffälligen Ultraschall und das Blutbild sowie die ausbleibende Periode. Ich durfte also lernen, dass PCOS nicht gleich PCOS ist und dass es viele Facetten dieser Hormonstörung gibt. 

Gleichzeitig bin ich erschrocken, wie viele Frauen tatsächlich von einer Hormonstörung betroffen sind. Mit je mehr Frauen ich sprach und je mehr ich recherchierte, umso mehr sind davon tatsächlich betroffen. Es heißt, dass rund 10% aller Frauen mittlerweile von PCOS betroffen sind. Das ist eine unglaubliche Zahl. 

Behandelt wird klassischerweise mit der Pille sofern kein Kinderwunsch vorliegt oder mit Clomifen, um einen Eisprung auszulösen oder mit Metformin, einem Medikament für die Regulierung des Blutzuckers, insbesondere bei Diabetes Mellitus eingesetzt. Alles für mich keine Optionen, schließlich hatte ich nun angefangen, mich mit meiner Gesundheit zu beschäftigen und wollte an der Ursache arbeiten. 

Also begann ich, mich mit den Ursachen von PCOS auseinanderzusetzen.

Ich weiß noch, wie ich meine Frauenärztin fragte, ob denn meine Ernährung etwa etwas mit meiner hormonellen Situation zu tun haben könnte. Die Antwort war nein, natürlich sei gesund essen immer besser, aber einen direkten Zusammenhang zwischen PCOS und Ernährung gebe es nicht. 

Wie so oft in meiner Krankheitsgeschichte, gab es für nichts einen Zusammenhang. 

Mir dämmerte jedoch, dass vielleicht meine Ernährung, die von sehr viel Zucker und vielen Kohlenhydraten geprägt war, eventuell doch etwas damit zu tun haben könnte. 

Und so startete ich meinen Selbstversuch. Erst verzichtete ich auf Gluten und merkte sehr schnell eine Verbesserung meiner Verdauung. Mit Hilfe der Hormonfoodbücher von Julia Schulz begann ich, mich noch tiefer damit auseinanderzusetzen. Die Devise lautete gluten-, milchfrei und zuckerfrei und ansonsten auch alles selbst gemacht und darüber hinaus noch ein Blick auf die Kohlenhydrate und am besten kein Kaffee. Viel Verzicht für jemanden, der sich ansonsten noch so 0,0 mit Ernährung auseinander gesetzt hatte. Ganz im Gegenteil. Ich hasste Verbote und Vorschriften und empfand alle Menschen als kompliziert, wenn diese auf bestimmte Lebensmittel verzichteten. Nun also auch ich. Half jedoch nichts, denn mein Ziel war die hormonelle Gesundheit. Dies galt es umzusetzen. 

Durch die Ernährungsumstellung merkte ich sehr schnell, dass sich meine Haut verbesserte, mein Darm sich erholte und ich so einige Symptome loswurde ohne, dass ich das primär beabsichtigt hatte. Mein Körper hatte auf ein Mal auch viel mehr Energie.

Mein Periode blieb jedoch doch noch eine ganze Weile lang aus. Mein Körper setzte eindeutig andere Prioritäten. Auch wenn ich dies nicht immer nachvollziehen konnte, so übte ich mich in Geduld. Ein Jahr nach Absetzen der Pille  war es dann endlich soweit. Meine erste natürliche Blutung, seit ich 16 Jahre alt war, setzte ein. Ich freute mich unglaublich. Selbst meine Frauenärztin war begeistert.

Die Ernährung, auf welche ich noch näher eingehen werde, war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zurück zur Periode, jedoch nicht der einzige.

Wie so oft, sind die Ursachen jedoch vielfältig und wenn der Körper erst einmal heruntergewirtschaftet ist, muss erst einmal so einiges reguliert werden. Der Körper nimmt sich die Zeit, die er braucht und auch wenn wir schnell ungeduldig werden, so dürfen wir auf die Weisheit des Körpers vertrauen. Denn es passiert nichts zufällig. Alles hat seinen Grund. 

Es heißt Vertrauen in die Weisheit des Körpers zurückzuerlangen. 

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