PCOS - Psychische Ursachen

Frau sitzend in innerer Einkehr

Selten ist es damit getan, dass wir alleine auf den Körper schauen. Auch Geist und Seele wollen gesehen werden. Aufmerksamkeit bekommen zwar die psychologischen Folgen, an denen viele Frauen mit PCOS leiden. Wenig beachtet sind jedoch die psychologischen Ursachen von PCOS.

Eine australische Studie hat herausgefunden, dass Frauen mit PCOS im Vergleich zu Frauen ohne PCOS eine höhere Wahrscheinlichkeit verschiedener psychiatrischer Erkrankungen und negativer Kindheitserfahrungen aufwiesen. Belastende Kindheitserlebnisse, sog. Adverse Childhood Experiences (ACEs) traten dabei besonders häufig als Ursache psychiatrische Störungen auf. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass es sich bei PCOS um eine reproduktive, metabolische und psychologische Störung handelt. 

Eine südafrikanische Studie kam zu dem Ergebnis, dass emotionaler Missbrauch (als die häufigste Art der Kindesmisshandlung) in signifikantem Zusammenhang mit PCOS stand, auch unter Berücksichtigung anderer Misshandlungsarten. Körperliche Misshandlung wurde ebenfalls mit PCOS in Verbindung gebracht, war aber im Vergleich zu emotionalem Missbrauch nicht signifikant.

Auch meine Erfahrung mit PCOS ist, dass hier oft psychische Ursachen, wie insbesondere Traumata eine große Rolle spielen. Dabei muss es nicht um offensichtliche traumatische Erlebnisse gehen, wie wir diese gerne mit Traumata in Verbindung bringen. Auch wenn mehrheitlich Traumas als Ergebnis eines schwerwiegenden Ereignisses, wie schwerer Missbrauch oder Vernachlässigung angesehen werden, kann Trauma auch als jede überwältigende Erfahrung oder als negatives Ereignis gesehen werden, das in einem Zustand relativer Hilflosigkeit erfolgt. Ein solches Ereignis hat oft dazu geführt, dass wir uns in diesem Moment abgespalten haben. Unser verletztes inneres Kind ist jedoch immer noch aktiv und es ist genauso alt, wie in dem Moment in dem es abgespalten wurde. 

Diese Traumata nehmen wir bewusst nicht mehr wahr, denn sie sind Teil von uns geworden und haben uns auch zu der Person gemacht, die wir heute sind. Sie sind tief in unserer Psyche vergraben und viel subtiler. Es gibt ja gerade nicht das offensichtlich traumatische Erlebnis.

Wir bemerken dies beispielsweise, wenn wir nicht angemessen auf eine Situation reagieren. Zum Beispiel, weil wir extrem verärgert über Kleinigkeiten sind, wir uns zutiefst abgelehnt fühlen, obwohl es keinen Grund hierfür gibt, oder wir enorm aufgeregt sind und unser Puls hochschlägt. Wir reagieren also emotional nicht angemessen auf einen harmlosen Reiz von außen. Unser Körper und unser Nervensystem geht in den Fight, Flight oder Freeze Modus über. 

Diese Traumata hindern uns daran, uns so zu entwickeln, wie es eigentlich vorgesehen wäre. Bei PCOS hat sich der Körper entschieden mehr Androgene zu produzieren. Der Eisprung bleibt aus, die Frau oder das Mädchen entwickelt sich nicht so wie biologisch vorgesehen. 

Ganz besonders, wenn Lifestyle- und Ernährungsumstellungen keine wesentliche Veränderung der Symptomatik bringen, sollte spätestens dann die Psyche näher betrachtet werden. 

In meinem Fall waren Ernährung und Nahrungsergänzung zwar hilfreich, überhaupt einen Zyklus zu bekommen. Eine vollständige Heilung konnte dadurch jedoch nicht erzielt werden. Ohne die Einbeziehung der Psyche wird eine ganzheitliche Heilung von PCOS nur schwer erreichbar sein (wenn dies auch natürlich nicht ausgeschlossen ist). Dies gilt meiner Meinung nach vor allem dann, wenn PCOS bereits seit der Pubertät vorliegt und es sich nicht um das vorübergehende Phänomen eines „Post-Pill PCOS“ handelt. 

 

 

Quellen: 

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0145213422003659

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0306453020300974

Dr. Nicole Le Pera, How to do the Work, Recognize Your Patterns, Heal from Your Past, and Create Your Self, 2021

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