Im Kontext von Trauma bezieht sich ein Trigger auf einen externen Reiz, der eine starke emotionale Reaktion hervorrufen kann, indem er Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis oder an mit dem Trauma verbundene Emotionen wachruft. Er weist also auf eine alte seelische Wunde hin, die nie verarbeitet wurde.
Diese Erinnerungen oder das ursprüngliche Ereignis müssen im Moment des Triggers nicht bewusst sein und sind es in der Regel auch nicht. Meistens können wir es gar nicht zuordnen. In der EMDR-Therapie spricht man dabei von „Schlüsselerinnerungen“. Durch den Trigger kommen die mit den Erinnerungen verbundenen Emotionen und körperlichen Reaktionen wieder hoch und steuern unser Verhalten. Unsere Wahrnehmung bezüglich der aktuellen Situation wird verzerrt. Wir können nicht mehr einschätzen und unterscheiden, ob uns Gefahr droht oder nicht und haben den Kontakt zur Realität verloren.
Ein Trigger kann eine Vielzahl von Formen annehmen, einschließlich Geräuschen, Gerüchen, Orten, bestimmten Wörtern, Bildern oder Situationen, die mit dem ursprünglichen traumatischen Erlebnis verbunden sind.
Dem liegt die Hebbsche Lernregel „what fires together wires together“ zugrunde, also was zusammen feuert, verbindet sich. Zum Beispiel kann ein bestimmter Geruch, der während eines traumatischen Ereignisses präsent war, mit der mit dem Ereignis verbundenen starken emotionalen Reaktion verknüpft werden. Später, wenn dieser Geruch erneut wahrgenommen wird, kann er die gleichen starken emotionalen Reaktionen hervorrufen, auch wenn die Person sich des Zusammenhangs zwischen dem Geruch und dem traumatischen Ereignis nicht bewusst ist.
Wenn ein Trigger auftritt, kann dies zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems führen, was zu einer erhöhten Herzfrequenz, verstärkter Atmung, Muskelverspannungen und anderen physiologischen Reaktionen führen kann.
Im Gehirn werden während dieses Prozesses mehrere Regionen aktiviert, insbesondere die Amygdala, die für die Verarbeitung von Emotionen und die Entstehung von Angst und Furcht verantwortlich ist. Die Amygdala übernimmt die Kontrolle über die Fähigkeit, rational auf eine Bedrohung zu reagieren. Dies führt dann dazu, dass wir auf eine intensive, emotionale Art und Weise reagieren, die in keinem Verhältnis zur Situation stehen kann. In der Folge werden Stresshormone ausgeschüttet, die uns in einen Fight-Flight Modus versetzen. Daneben werden auch das limbische System und der Hippocampus, die für die Verarbeitung von Emotionen und das Gedächtnis zuständig sind, werden beeinflusst.
Es ist möglich, durch Bewältigungsstrategien besser mit Triggern umzugehen. Dies setzt zunächst voraus, dass man sich seiner persönlichen Trigger bewusst wird. Erkennt man, dass man „getriggert“ wurde, können Techniken zur Selbstregulierung helfen, mit den auftretenden starken Emotionen und körperlichen Reaktionen umzugehen. Achtsamkeits- und Zentrierungsübungen, Atemtechniken, körperliche Aktivität und das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien können dazu beitragen, die Reaktionen auf auslösende Reize zu mildern und ein Gefühl der Kontrolle und des Wohlbefindens zu fördern. Dafür ist es zuallererst notwendig, im gegenwärtigen Moment präsent und im Körper anwesend zu sein. Eine erste Hilfe-Maßnahme wäre daher, die Orientierung im Raum zu suchen, indem man bewusst die Augen einsetzt. So kann wahrgenommen werden, wo man sich befindet, und die Orientierung in Raum und Zeit finden.
Durch die Bearbeitung der früheren Traumata im Rahmen einer Traumatherapie kann der Trigger aufgelöst werden, da das traumatische Ereignis aufgedeckt und verarbeitet wird. Der Trigger verschwindet. Im Rahmen eines Coachings kann gezielt an Bewältigungsstrategien und Ressourcenaufbau gearbeitet werden mit dem Fokus auf dem Hier und Jetzt. Alltägliche Situationen können so besser bewältigt werden können.
Quellen:
Gabor Maté – The myth of normal, Penguin Random House UK, 2022
Francine Shapiro – Frei werden von der Vergangenheit, Kösel-Verlag, München 2012
Laurence Heller, Aline Lapierre – Entwicklungstrauma heilen, Kösel-Verlag, München 2012
https://www.healthline.com/health/stress/amygdala-hijack
https://www.medicalnewstoday.com/articles/amygdala-hijack#what-is-it